Was die Trump-Harris-Debatte über den Verstand der Disputanten verrät!
Debatte im amerikanischen Wahlkampf 2024:
Psychologische Deutungen und die Unterscheidung von Rationalität und Intelligenz
Die TV-Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris am 10. September 2024 im National Constitution Center in Philadelphia bot einen faszinierenden Einblick in die psychologischen Dynamiken, die im politischen Diskurs eine zentrale Rolle spielen. Diese Debatte, die etwa zwei Monate vor dem eigentlichen Wahltag stattfand, war nicht nur ein wichtiger Moment im Rennen um das Weiße Haus, sondern auch ein Beispiel dafür, wie Intelligenz und Rationalität in herausfordernden Situationen unterschiedlich wirken können.
Berichterstattung und erste Eindrücke
Die Berichterstattung über die Debatte war intensiv und vielfältig. Viele Beobachter und Medien, einschließlich der Washington Post, attestierten Harris eine stärkere Performance. Harris präsentierte eine positive Vision, während Trump ein düsteres Bild zeichnete. Sie brachte Trump mehrfach in die Defensive und konnte ihn aus der Reserve locken, was selbst konservative Kommentatoren kritisch sahen.
Psychologischer Aspekt: Rationalität vs. Intelligenz
Die Debatte zwischen Trump und Harris illustriert eindrucksvoll, dass Intelligenz allein nicht ausreicht, um in komplexen und herausfordernden Situationen angemessene Reaktionen zu zeigen. Trumps Verhalten während der Debatte lässt sich durch die Unterscheidung zwischen Intelligenz und Rationalität erklären.
Intelligenz und ihre Grenzen
Intelligenz, die Trump durchaus zugesprochen werden kann, ist eine wichtige kognitive Kompetenz. Doch, wie beispielsweise der Kognitionspsychologe Keith E. Stanovich und sein Team in ihren Forschungen zur Rationalität herausgefunden haben, reicht ein hoher IQ nicht aus, um eine hohe Qualität reflektierenden Denkens zu erreichen. Stanovich argumentiert, dass Rationalität ein umfassenderes Konstrukt ist als Intelligenz und dass Intelligenztests nicht in der Lage sind, rationale Denkfähigkeiten zu messen.
Denk-Prozess-Aspekte, die nicht durch Intelligenz abgedeckt sind
Trump zeigte während der Debatte eindeutige Defizite in Denkprozessen, die nicht durch Intelligenztests erfasst werden und stattdessen auf seine beschränkten Möglichkeiten hinweisen, rationales Denken zu mobilisieren. Zu diesen gehören:
- Vermeidung von nachlässiger Informations-Verarbeitung: Trumps Neigung, bizarre Meinungen und unkontrollierte Behauptungen zu äußern, zeigt, dass er Schwierigkeiten hatte, seine spontanen Denkprozesse zu kontrollieren.
- Differenzierte und kontrollierte emotionale Regulation: Trumps aggressives Verhalten und seine Neigung, Harris und die Moderatoren zu unterbrechen, deuten auf eine mangelnde emotionale Regulation hin.
- Resistenz gegenüber Myside-Denken: Trumps Unfähigkeit, auf konkrete Fragen zu seinen politischen Plänen zu antworten und stattdessen in abseitige Behauptungen zu verfallen, zeigt, dass er Schwierigkeiten hatte, alternative Perspektiven zu berücksichtigen.
- Wertschätzung von vernünftiger Argumentation: Trumps Lügen und seine Neigung, sich auf unbestätigte Behauptungen zu stützen, anstatt profundes Faktenwissen zu präsentieren, unterstreichen seine mangelnde Wertschätzung für vernünftige Argumentation.
Trump und sein „Lieblings-Diktator“ Kim Jong-un
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trump_and_Kim_walk_to_the_Summit_Room.jpg
Dan Scavino, Public domain, via Wikimedia Commons
Hemmende Wissens-Aspekte bei hochintelligenten Personen
Hochintelligente Personen, die parallel keine hohe Rationalität aufgebaut haben, leiden oft unter spezifischen Denkdefiziten. Zu diesen gehören:
- Übertriebenes Vertrauen in Alltagsweisheit und Laien-Psychologie: Trumps Neigung, auf unbestätigte Quellen und persönliche Intuition zu vertrauen, anstatt auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, ist ein Beispiel dafür.
- Glaube an die Überlegenheit von Intuition: Trumps Reaktionen in der Debatte, die oft auf Bauchgefühl und nicht auf rationaler Analyse basieren, zeigen, dass er die Intuition über rationale Überlegungen stellt.
- Fehlende Finanz-Kompetenz: Trumps mangelnde Fähigkeit, auf Fragen konkrete politische Pläne und Finanzstrategien zu präsentieren, unterstreicht seine Defizite in diesem Bereich. – Nicht zu vergessen: Obwohl er in eine erfolgreiche Unternehmerfamilie hineingeboren wurde und seine wirtschaftlichen Aktivitäten mit millionenschwerem Startkapital begann, brachte er es fertig, sechs Mal mit seinen Geschäften Pleite zu gehen – vier Mal in den 1990er Jahren und zwei Mal in den 2000er Jahren.
Der “blinde Fleck” der Voreingenommenheit
Die Forschung der Psychologin Emily Pronin und anderen zeigt, dass hochintelligente Personen oft unter dem “bias blind spot” leiden, d.h., sie erkennen Urteilsverzerrungen bei anderen, aber übersehen ihre eigenen Voreingenommenheiten. Trumps Verhalten während der Debatte, bei dem er sich wiederholt in abseitige und unbestätigte Behauptungen verstrickte, ist symptomatisch für dieses Phänomen. Hochintelligente Personen sind nicht immun gegen diesen Effekt; tatsächlich kann ein hoher IQ diesen Effekt sogar verstärken.
Harris‘ rationaleres Verhalten im Vergleich
Im Vergleich zu Trump spielte Kamala Harris gesteigertes rationales Verhalten aus. Hier einig Highlights:
- Sie beobachtete Trump während der ganzen Debatte genau, um jede seiner Reaktionen zu erfassen.
- Dadurch war sie in der Lage, seinen nächsten „Zug“ zu antizipieren.
- Sie konnte auf Fragen der Moderatoren detailliert und pointiert antworten.
- Sie erschien durchweg sehr gut vorbereitet.
- Ein besonders interessantes Detail:
Als die Halbzeitpause der Debatte kam, blieb Harris an Ihrem Pult stehen und machte sich für den Rest des „Schlagabtauschs“ Notizen, während Trump die Bühne verlies und erst zum Start der zweiten Hälfte wieder erschien.
Kamala Harris machte sich fleißig Notizen.
Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America,
CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kamala_Harris_(48004668633).jpg
Das Phänomen “Trump” und die ständig latent drohende Gefahr
Das Verhalten von Trump während der Debatte ist symptomatisch für die ständig latent drohende Beeinflussungs-Gefahr unserer Zeit, die unsere Fähigkeit, realistisches Wissen über die Welt zu gewinnen und darauf abgestimmt optimale Entscheidungen zu fällen, beeinträchtigt. In einer zunehmend digitalisierten und komplexen Welt, in der Fake-News und andere Manipulationsversuche allgegenwärtig sind, ist die Fähigkeit zu rationalem Denken unerlässlich. Trumps Nähe zu Irrationalität und seine Strategie, mit seinem irrationalen Denken und seinen irrwitzigen Ideen Massen zu mobilisieren, stellen eine Gefahr dar, die über den politischen Kontext hinausgeht und unsere gesamte Fähigkeit zur Entscheidungsfindung beeinträchtigt.
Fazit: Insgesamt zeigt die Debatte zwischen Trump und Harris, dass Intelligenz allein nicht ausreicht, um in komplexen Situationen erfolgreich zu sein. Rationalität, die durch Fähigkeiten wie Selbstkontrolle, emotionale Regulation und die Wertschätzung von vernünftiger Argumentation geprägt ist, ist entscheidend, um in einer Welt, die zunehmend von feindseligen Umgebungen geprägt ist, optimale Entscheidungen zu treffen. Was uns Hoffnung geben kann, ist folgender Befund moderner Kognitionspsychologie: Während das von Individuen erreichbare Intelligenzniveau kaum gezielt durch Training verbessert werden kann, bietet Rationalität gute Möglichkeiten durch Coaching und Lernen Optimierungen zu erreichen.
Rechte Bilder und Artwork:
Canva: https://www.canva.com/
Quellen zur Unterscheidung von Intelligenz und Rationalität
- Heinz W. Droste, Entfessele Dein bestes Denken! Rationalitäts-Quotient – Die Vermessung der Vernunft; Pedion-Verlag (2022)
- Online-Selbsttests zur Bestimmung individuellen rationalen Denkens:
https://psychology-news.de/wie-schlau-bin-ich-eigentlich
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