Zum hundertsten Geburtstag: „Mario Bunge: A Centenary Festschrift“
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„Mario Bunge: A Centenary Festschrift“
Der international renommierte Wissenschaftsverlag Springer hat in diesen Tagen den mehr als 800 Seiten umfassenden Band „Mario Bunge: A Centenary Festschrift“ [Matthews, Michael R. (Hg.): Mario Bunge: A Centenary Festschrift, Springer Nature Switzerland: 2019. ] veröffentlicht. Herausgeber ist Michael R. Matthews – Honorarprofessor an der School of Education der University of New South Wales.
Worum geht es in dem voluminösen Band?
Es handelt sich um die 41 Kapitel umfassende Festschrift zu Ehren Mario Bunges, der in diesem Jahr – am 21. September – seinen 100. Geburtstag feiert. Das Buch, an dem Wissenschaftler aus 16 Länder mitgewirkt haben, würdigt die Arbeit dieses einflussreichen argentinisch-kanadischen Physikers und Philosophen. Die einzelnen Beiträge reflektieren die Bedeutung von Bunges wissenschaftlich fundierter Philosophie und seiner systematischen Herangehensweise an philosophische Fragestellungen.
Einzelne Kapitel untersuchen das breite Spektrum der Bungeschen Beiträge zu Metaphysik, Methodik und Wissenschaftsphilosophie, Mathematikphilosophie, Philosophie der modernen Physik, Philosophie der zeitgenössischen Psychologie und Neurowissenschaften, der Sozialphilosophie, Philosophie der Biologie, der Technologie, der Medizin, der Moralphilosophie sowie die Sozialphilosophie sowie politischen Philosophie.
In seinem Werk verknüpft Bunge einen ontologischen Realismus mit einem epistemologischen Fallibilismus. Bunge setzt sich für die Einheit des Wissens ein. Sein Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass die empirische Wissenschaft das am besten begründete Wissen über die physische und soziale Welt bereithält, die solide Grundlage für die Begründung von Moral sowie von sozialen und politische Reformen. Aus seiner Sicht bilden empirische Wissenschaft und Philosophie eine fruchtbare und notwendige Partnerschaft.
(Fotos zur Verfügung gestellt von Marion Droste)
Ein “öffentlicher Intellektueller”
Eine große Ehre und ein großes Vergnügen für mich: Michael R. Matthews hatte mich dazu eingeladen, das vierte der 41 Kapitel der Festschrift “Mario Bunge as a Public Intellectual” beizutragen. Das gab mir Gelegenheit, zum Jahrhundert-Geburtstag des Philosophen mit deutschen Wurzeln – seine Vorfahren lebten wie meine Ahnen in Ostwestfalen – ganz persönlich beizutragen.
Seit dem Jahr 2007 korrespondiere ich mit Mario und darf inzwischen sagen, dass wir befreundet sind.
Im Jahr 2013 hatte ich Gelegenheit, ihn ausführlich zu interviewen. Hier findet sich die Originalversion des Interviews auf Englischer Sprache und hier auf Deutsch.
Im Laufe der Jahre habe ich mich unter anderem in seine systemische Wissenschaftstheorie, seine Arbeiten zu den Sozialwissenschaften und politischen Philosophie, den Neurowissenschaft sowie der Psychologie eingearbeitet.
Besonders profitiert habe ich dadurch beim Entwickeln meiner kommunikationswissenschaftlichen Konzepte, die ich in der Zwischenzeit in vier Bänden als Monografien veröffentlichen konnte.
Auch eine allgemeinverständliche Zusammenfassung seines komplexen Philosophie konnte ich als Buch[] publizieren. Leser sollen darin erkennen können, auf welche Weise eine wissenschaftlich fundierte Philosophie in Zeiten der sogenannten “Postfaktizität” als Instrument der “intellektuellen Selbstverteidigung” genutzt werden kann.
Mein Kapitel “Mario Bunge as a Public Intellectual” startet auf Seite 63 der Festschrift:
Ich knüpfe dabei an die langjährigen Diskussionen und Forschungen über die Rolle von Intellektuellen insbesondere in der politischen Kommunikation in den Massenmedien an.
Eine kurze Zusammenfassung meines Beitrags: Mario Bunge ist einer der wichtigsten Wissenschaftsphilosophen der letzten einhundert Jahre. Er hat eine Gesamtphilosophie vorgelegt und beschränkt sich nicht darauf, seine „Wahrheitstechnologie“ in einer speziellen intellektuellen Domäne einzusetzen. Auf der Basis seiner weitreichenden Kompetenz ist es ihm gelungen, ein unabhängiges Profil als öffentlicher Intellektueller zu erreichen. Dabei nutzt er seine Rolle, um Autoren zu kritisieren, die sich öffentlich als Anti-Wissenschaftler oder als Pseudo-Wissenschaftler vermarkten. – Auf seinem Heimatkontinent Lateinamerika gilt Mario Bunge heute als Vorbild, der internationale Anerkennung erlangt hat, wie kein anderer südamerikanischer Philosoph vor ihm.
Bei meiner Untersuchung des Phänomens des Auftrends von öffentlichen Intellektuellen habe ich mir die typischen Strategien angesehen, die beispielsweise in den letzten Jahrzehnten in der deutschen Öffentlichkeit eine Rolle spielten. Dabei zeigte sich, dass sich Intellektuelle profilieren konnten, die durch in Kooperation mit breitstreuenden Medien zum Mittel der Skandalisierung greifen und damit regelmäßig für Aufsehen und für „Auflage“ sorgen konnten.
Durch die Betrachtung der Rolle von Intellektuellen in der amerikanischen Öffentlichkeit bin ich auf einen Mechanismus gestoßen, den sich insbesondere elektronische Medien nutzen: Prominente Intellektuelle werden wie Gladiatoren von einem zum anderen „media outlet“ geschickt, um gegeneinander ein diskursives Gefecht aufzuführen. Als Bezeichnung für diesen Mechanismus habe ich „Arena-Modell“ vorgeschlagen.
Die „goldenen Jahre“ der südamerikanischen Philosophie
Soweit zu meinem Beitrag in der Festschrift. – An dieser Stelle eine kurze Vorstellung des Philosophen und des Hintergrunds seines Werks:
Marion Bunge wuchs in Argentinien auf, was zu einem guten Teil seine außergewöhnlich starke intellektuelle Motivation erklärt. – Ähnliche intellektuelle Entwicklungen wie Mario Bunge erlebten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert eine ganze Reihe begabter junger Menschen in Südamerika. Ein wesentlicher Hintergrund war, dass modernes wissenschaftliches Denken in Lateinamerika bereits lange Zeit großes Interesse fand. Auch die modernen Entwicklungen in Logik, Semantik und Epistemologie wurden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Das Interesse an diesen Entwicklungen bekam durch engagierte philosophische Diskussionen angetrieben in den 1940er Jahren größere Dynamik.
Als sich die Wissenschaftsphilosophie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg international als neue professionelle Disziplin formierte, war der Boden bereitet: Einige dieser an Wissenschaft und Philosophie interessierten jungen Südamerikaner waren qualifiziert und motiviert, mit ihren Beiträgen eine wichtige Rolle bei der Begründung des neuen philosophischen Feldes zu spielen.
Ab der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gelang es einer Anzahl von Wissenschaftsphilosophen in Südamerika – trotz der dort herrschenden ungünstigen politischen Begleitumstände – Werke auf höchstem internationalen Niveau zu schaffen. Sie erreichten ein Niveau, das Autoren aus der Dritten Welt in keinem weiteren bedeutenden Feld der Philosophie erreichen konnten.
Argentinien übernahm dabei eine besonders wichtige Rolle:
Während sich die Wissenschaftsphilosophie insbesondere an Universitäten in den USA und Europa ab den späten 1940er Jahren entwickelte, wurde die neue philosophische Disziplin zeitgleich auch in Buenos Aires bereits eifrig betrieben. Wissenschaftsphilosophie wurde schon früh als Studienzweig an Hochschulen in der argentinischen Hauptstadt etabliert.
Dieses Foto ist kein – wie ein flüchtiger Betrachter annehmen könnte – Szenenbild aus einer Episode von “Kojak – Einsatz in Manhattan”. Entsprechend haben diese drei befreundete Herren keine Lollies anzubieten, sondern stattdessen besonders “entzückende” Philosophien:
Links: Marx W. Wartofsky gründete zusammen mit Robert S. Cohen im Jahr 1060 das Boston University Center for Philosophy and History of Science.
Mitte: Joseph Agassi – israelischer Philosoph mit bedeutenden Beiträgen unter anderem in Logik und Wissenschaftstheorie. Er studierte bei Sir Karl R. Popper und lehrte unter anderem neben diesem an der London School of Economics. Er war mit Judith Buber Agassi – einer Enkelin von Martin Buber – verheiratet. Sie hatten zwei Kinder – Aaron und Tirzah, die bereits im Jahr 2008 an Krebs starb. Tirzas Name hat einiges an philosophischem Gewicht bekommen: Popper nahm den Namen des Mädchens auf, um bei zeitgenössischen Autoren eine möglichst verständliche Sprache einzufordern: „Write it for Tirzah!“.
Rechts: Mario Bunge
(Das Foto stammt von 1978 und wurde mir von Michael R. Matthews zur Verfügung gestellt.)
Inspiriert von Bertrand Russell und den Vertretern des Wiener Kreises
Persönlichkeiten wie Gino Germani und Mario Bunge boten zu Beginn der 1950er Jahren wissenschaftsphilosophische Seminare an. Als besonders nützlich zur Gewinnung von Aufmerksamkeit für die neue Philosophie-Disziplin erwies sich dabei die Diskussion der Werke von Bertrand Russell und von Vertretern des Wiener Kreises. So kam es, dass Buenos Aires und Umgebung in den 50er Jahre mit Blick auf die Wissenschaftsphilosophie und ihre zukünftige Entwicklung eine Dekade des Optimismus erlebte. Mehrere höchst aktive philosophische Initiativen starteten in dieser Zeit. Eine davon war der „Philosophische Zirkel von Buenos Aires“ – Círculo Filosófico –, der von Mario Bunge geleitet wurde. Hier wurden frühe Entwürfe seiner später international erschienenen Werke diskutiert, insbesondere die Vorüberlegungen zu seinem im Jahr 1959 in Harvard als Causality veröffentlichten Buchs über die Geschichte und Problematik des Kausalitäts-Konzepts.
Eine Hauptmotivation hinter den Aktitivitäten Bunges war es damals, professioneller Philosophie in Argentinien den Boden zu bereiten. So war er im Jahr 1956 Mitinitiator einer weiteren neuen Diskussionsgruppe für Logik und Wissenschaftsphilosophie, der Agrupación Rioplatense de Lógica y Fiosofía Científica. Diese verfolgte das Ziel, die philosophischen Denker aus Argentinien und Uruguay zusammenzubringen, um die Entwicklung kritisch-rationalen Denkens zu fördern. Beteiligt waren neben Mario Bunge und Gino Germani unter anderem Jorge Bosch, und Rolando García.
Zum Verständnis der Entwicklung der Forscherpersönlichkeit Mario Bunges in dieser Zeit ist wesentlich, seinen Sonderweg in die akademische Philosophie zu kennen. Zunächst hatte sich Mario Bunge mit Blick auf seine akademische Karriere auf die theoretische Physik konzentriert und Philosophie „in Eigenregie“ studiert. Für die Wissenschaftsphilosophie engagierte er sich erst einmal außerhalb der Universität. Diese Herangehensweise zahlte sich aus: Anfang des Jahres 1957 gewann Mario Bunge den Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie an der Universität von Buenos Aires und bekleidete parallel einen Lehrstuhl für theoretische Physik an seiner Alma Mater, der Universidad Nacional de La Plata. Seine Antrittsdissertation an der Universität von Buenos Aires trug schicksalhaft den Titel „Wissenschaftlich philosophieren und einen philosophischen Zugang zur Wissenschaft finden“. Von da an widmete er den Großteil seiner akademischen Bemühungen der Aufgabe, eine Philosophie auszuarbeiten, die in Übereinstimmung mit der zeitgenössischen Mathematik, Wissenschaft und Technologie steht. Die Verfolgung dieser Aufgabe beschäftigt ihn bis heute – also über sechs Jahrzehnte.
Zum Verständnis von Mario Bunges Weg ist weiterhin wichtig, auch seine „Nebenwege“ zu kennen, auf denen er sich mit großem Engagement bewegte. Zu diesen Nebenwegen gehört, dass er im Jahr 1938 eine Hochschule für Arbeiter gründete. Als diese Universidad Obrera Argentina durch das diktatorische Militärregime im Jahre 1943 geschlossen wurde, verfügte sie über 1.000 Studenten und 50 Lehrer. Die Arbeiterhochschule bot Kurse in Maschinenbau, Elektrotechnik und chemischer Verfahrenstechnik sowie in spanischer Sprache, Geschichte, Wirtschaft und Arbeitsrecht an. Und im Jahr 1944 startete Mario Bunge die Herausgabe von Minerva, einer philosophischen Fachzeitschrift. Redaktionelles Ziel war die Verteidigung der Rationalität angesichts der sich auch in Argentinien auswirkenden nationalsozialistischen Angriffe auf kritisches Denken.
Der erste philosophische Bestseller aus Südamerika als Gegenreaktion auf Heideggers Existentialismus
In einem kämpferischen Editorial erklärte Mario Bunge damals, dass der Krieg gegen den Faschismus mit einem parallelen philosophischen Kampf gegen den Irrationalismus zu begleiten sei. Hintergrund: Zu Zeiten des Dritten Reichs setzte das argentinische Militärregime Dozenten in führende akademische Positionen ein, die zuvor in Deutschland studiert hatten und häufig sich zum Existentialismus bekennende Anhänger Martin Heideggers waren.
Zwischen 1959 und 1960 veranstaltete Bunge Seminare zur Diskussion der Mängel der empiristischen Konzeption der Kausalität, die er dafür verantwortlich machte, große Verwirrung in Wissenschaft und Philosophie bewirkt zu haben. Bunge fasste seine Gedanken dazu in dem bereits erwähnten Kausalitäts-Buch aus dem Jahr 1959 zusammen, das ein bemerkenswerter internationaler Erfolg wurde.
In diesem Buch vertritt er eine realistische Konzeption der Kausalität und ergänzt diese mit weiteren wichtigen Konzeptionen materieller Determination (u.a. statistisch-, selbst-, wechselwirkend-determinierte Prozesse). Neben anderen Werken, die er in dieser Zeit in Argentinien entwarf, konnte Causality einen festen Platz in den philosophischen Buchlisten Europas und der englischsprachigen Welt erobern.
Ein Novum: Zum ersten Mal kamen Philosophie-Bücher, die den Status von „Klassikern“ erhalten sollten, aus Lateinamerika. Das gelang, obwohl die politischen Verhältnisse in seinem Heimatland äußerst schwierig waren und kritisches Denken von den Mächtigen stets misstrauisch beobachtet wurde. Seit den 1950er Jahren war Bunge stets ein energischer Fürsprecher für die Notwendigkeit, Lateinamerikanern eine philosophische Ausbildung zu ermöglichen, die ein Denken frei von ideologischem Druck, finanzieller Bedrängnis und politischer Kontrolle förderte. An der Universität in Buenos Aires unterstütze er Studenten und Mitarbeiter dabei, eine strenge philosophische Professionalität zu entwickeln. Nachdem sich die Wissenschaftsphilosophie in Argentinien zunächst so positiv entwickelte, traten irgendwann Hindernisse auf. Auf breiter Front verschlechterte sich die Lage im Land. Anfang der 1960er Jahre traten Konflikte zwischen verschiedenen Fraktionen in der argentinischen Armee zutage, die einen zunehmend negativen Einfluss auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung hatten.
Um einmal einen Eindruck von Bunges Philosophie und der Deutlichkeit seiner Aussagen zu bekommen, schlage ich den Blick auf sein “Zehneck“ der Praxeologie vor:
Auf die Frage, was das übergeordnete Ziel einer Politik sein soll, würde Mario Bunge als Realist auf den heute noch weitverbreiteten Tatbestand der Armut und des Hungers verweisen. Eine Politik, die nicht vordringlich daran arbeitet, für die Bürger des Landes die Basis für ein erträgliches Leben ohne Armut und Hunger zu schaffen, hat keinen Wert.
Eine wertvolle Politik kann sich an folgendem Zehneck orientieren – ist einer der Tatbestände an den zehn Ecken nicht realisiert oder nur unvollkommen erfüllt, leben die betreffenden Bürger in Armut:
„Die Zukunft gehört denen, die diese Zukunft machen und gestalten, und nicht denen, die lediglich auf sie warten.“
Quellen:
- Mario Bunge, Finding Philosophy in Social Science, New Haven 1995, S. 164-165;
- Mario Bunge, Social science under debate, Toronto 1998, S. 206, 302, 334-353, 385-387, 412-417, 444-454;
- Mario Bunge, Evaluating philosophies. Dordrecht/Heidelberg/ London/New York 2012.
Grafik:
- Heinz W. Droste in: Turn of the Tide – Gezeitenwechsel, S. 142.
Chronische politische Spannungen in Argentinien: Marion Bunges Emigration
Als Konsequenz verließ Mario Bunge im Jahr 1963 das Land – zunächst in Richtung USA. Doch angesichts des kritikwürdigen Vietnam-Krieges fühlte er sich hier nicht heimisch und ging nach Kanada. Seitdem lebt er dort und lehrte seit dem Jahr 1966 an der McGill University, Montreal, als Professor für Logik und Metaphysik. Mario Bunge hat mehr als fünfzig Bücher, hunderte von philosophischen und wissenschaftlichen Artikeln geschrieben – meist in Englisch und Spanisch. Eine ganze Reihe seiner wichtigen Werke wurden ins Deutsche, Italienische, Russische, Französische, Ungarische, Portugiesische und Chinesische übersetzt. Auf die Mainstream-Philosophie haben unter anderem seine Werke Kausalität (Causality 1959), The Myth of Simplicity (1963) und Foundations of Physics (1967) einen größeren Einfluß erreichen können. Sein herausragendes Hauptwerk ist sein achtbändiges Treatise on Basic Philosophy, das zwischen 1974 und 1989 herauskam.
Von seinen zahlreichen weiteren Werken profitieren heute Wissenschaftler und Experten in Psychologie, Neurowowissenschaften, Soziologie, Sozialphilosophie und Politologie, Biologie und Medizin, Technologie sowie Sozialphilosophie.
Bunge hat in seinem Werk stets die Rolle der Logik als Klärungsinstanz des Denkens verteidigt. Seine Werke und seine Veranstaltungen sind für die Schärfe berühmt, in der philosophische und ideologische Positionen kritisiert werden, welche die Bedeutung der Rationalität, der Suche nach Wahrheit oder sogar den Respekt vor den Rechten des menschlichen Individuums in Frage stellen. Bunge gilt deshalb als enthusiastischer Fortsetzer des Projekts der Aufklärung.
Mario Bunge: „Über den Dächern von Montreal“
(Das Foto hat Mario Bunge zur Verfügung gestellt.)
Kulturelles Vorbild nicht nur für Südamerika
Im Feld der Wissenschaftstheorie genießt er die Rolle eines wichtigen Vordenkers – so schrieb der deutsche Wissenschaftsphilosoph Bernulf Kanitscheider:
„Wenigen außerordentlichen Persönlichkeiten ist es vergönnt, die intellektuelle Geographie einer wissenschaftlichen Epoche entscheidend mitzugestalten. Mario Augusto Bunge gehört zu dem kleinen Kreis bedeutender Wissenschaftsphilosophen, deren Werke bereits jetzt zu Marksteinen in der geistigen Landschaft der Weltphilosophie geworden sind.“ [Bernulf Kanitscheider – Geleitwort für: Mario Bunge; Das Leib-Seele-Problem. Ein psychobiologischer Versuch; Tübingen: 1984; S. VIII.]
In Lateinamerika wird Bunge als Vorbild geschätzt, weil er eine internationale Anerkennung erreichte, wie kein anderer südamerikanischer Philosoph vor ihm. Sein Werk wird heute als Beweis dafür betrachtet, dass auch Denker, die in einem Subkontinent arbeiten und schwierigsten Bedingungen ausgesetzt sind, aufsteigen können, um federführend an der internationalen Fachdiskussion auf höchstem Niveau teilzunehmen.
Auch in diesen Tagen sitzt Mario Bunge an seinem Schreibtisch und seinem Computer, um an aktuellen Publikationen zu arbeiten – die Arbeit ist bleibt sein „Hobby“.
(Foto zur Verfügung gestellt von Michael R. Matthews)
Erwähnte Literatur
Heinz W. Droste
- Kommunikation – Band 1: Grundlagen, Neuss: Pedion Verlag 2011
- Kommunikation – Band 2: Mechanismen, Neuss: Pedion Verlag 2011
- Turn of the Tide – Gezeitenwechel – Einführung in Mario Bunges exakte Philosophie, Aschaffenburg: Pedion Verlag 2015
- Kommunikations-Strategie – Analyse-Methode – Lösungs-Findung – Crossmediale Planng, Hückelhoven: Pedion Verlag 2018
- AGIL – Kommunikation als Prozess – Anleitungen, Checklisten, Modelle, Case Stories, Hückelhoven: Pedion Verlag 2019